Haushalt & Beteiligungsverfahren
Einen Ernteanteil bei SoLaVie zu zeichnen, bedeutet, sich für ein Jahr mit einem monatlichen Beitrag an den Kosten rund um den Gemüseanbau zu beteiligen. Der im Herbst aufgestellte Finanz-Haushaltsplan für das nächste Jahr gilt es dann über die Verpflichtungen unserer Ernteanteilsabnehmenden zu decken. Dazu wird ein Richtwert errechnet und den Mitgliedern bekanntgegeben. Die Höhe des persönlichen Beitrags zu den Betriebskosten legt jede/jeder Anteilszeichner*in beim jährlich stattfindenden Beteiligungsverfahren selbst fest.
Das ist ein wichtiger Grundpfeiler dessen, was Solidarität im Verein SoLaVie bedeutet. Jeder gibt das, was er /sie kann und möchte. Es erhalten aber alle den gleichen Anteil an der Ernte. In einem gesellschaftlichen Umfeld, wo noch immer die Jagd nach Schnäppchen zählt, ist das ein gewagtes Experiment. Wer finanziell mehr beitragen kann, ermöglicht es aber, dass auch Ernteanteilsabnehmende mit geringerem Einkommen bei uns mitmachen können.
Mehr darüber wie ein wöchentlicher Ernteanteil aussehen kann, findest du unter unsere Ernte.
Die Entwicklung des Richtpreises von den Anfangsjahren bis heute stellt sich so dar: im Jahr 2016 lag der Richtwert bei 95,- € (60 Ernteanteile), im Jahr 2020 bei 73,50 € (180 Ernteanteile) und im Jahr 2023 bei 90,- € (185 Ernteanteile). Der monatliche Richtwert für 2024 beträgt 109,- €.
Grundsätzlich ist die Beteiligung natürlich auf längere Zeit angelegt. Bei unserem arbeitsintensiven ökologischen Anbau machen die Personalkosten den größten Posten im Haushalt aus.
Löhne
2016 starteten wir in unsere erste Gemüseanbausaison mit zwei Gärtnerinnen. Unser erster Haushalt gab aber nicht mehr als 10 € Stundenlohn her. Wir hatten uns jedoch vorgenommen, die Löhne innerhalb von 3 – 4 Jahren auf 15 € zu erhöhen – und das haben wir auch geschafft!
Wir begannen mit 60 Ernteanteilen und gewannen jedes Jahr mindestens 10 neue Ernteanteilsabnehmende dazu und konnten so die Mehrkosten finanzieren. Die Arbeit wurde noch einige Jahre mit zwei Stellen bewältigt. Dann haben wir stufenweise auf drei volle Stellen erhöht.
Mit allen haben wir Jahresarbeitszeitkonten vereinbart, da es im Sommer mehr und im Winter weniger zu tun gibt. Monatlich wird der gleiche Lohn bzw. gleiches Gehalt entsprechend der vereinbarten Stundenzahl bezahlt. Bis Ende 2021. Da tauchte der Begriff „bedarfsgerechter Lohn“ auf. Der Aktivenkreis gab grünes Licht für einen Runden Tisch, um herauszufinden, ob und wie sich das bei uns umsetzen ließe. Unsere Gärtner*innen standen vor der nicht ganz leichten Aufgabe herauszufinden, wie hoch ihre Ausgaben für einen angemessenen Lebensstandard sind und wie hoch ihr monatliches Gehalt dem entsprechend sein müsste. Das war ein spannender Prozess. Gemeinsam (Anbau-Team und einige Mitglieder) fanden wir in guter Atmosphäre Lösungen, mit denen alle zufrieden waren.
Jährlich, bevor der Haushaltsplan des nächsten Jahres erstellt wird, findet wieder ein Runder Tisch statt, um die Gehälter an evtl. veränderte Situationen anzupassen. Dabei geht es dann nicht nur ums Geld, sondern auch um den Stundenumfang und Verantwortlichkeiten.
Vom starren Stundenlohn haben wir zu einer solidarischen Lösung gefunden, worauf wir stolz sind.