Eine Frage der Verteilung

eingetragen in: SoLaVie-Geschichten

Eindrücke aus der Verteilhalle in Altenheim

von Ricarda

Seit sieben Wochen verteile ich nun dienstags unser Gemüse in der Verteilhalle. Eine kleine neue Welt eröffnet sich dadurch für mich – mit einigen Aha-Effekten! Diese möchte ich hier gerne mit euch teilen:

Gemüse lagern ist nicht so trivial wie man vielleicht denkt. Dass beispielweise Möhren nicht makellos und sauber aus der Erdmiete kommen, war mir schon klar – trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass noch viel Aussortieren oder Putzen nötig ist, um die Möhre „verteilfertig“ zu machen. Natürlich ist die Möhre keine Spaghettipackung, die man solange im Schrank aufheben kann wie man will. Nein, sie ist organisches Material, das mit seiner Umwelt reagiert. Da sind Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen in der Erde, mit der die Karotte in Kontakt kommt. Da sind viele Lebewesen, die sich nichts Besseres vorstellen können als sich über den Winter in einem duftenden Karottensack durchzufuttern. Auch wundert es kaum, wenn die letzten Säcke einige matschige Überraschungen bereithalten oder die Kartoffeln es trotz Dunkelheit nicht mehr aushalten und munter zu sprossen beginnen. Da reicht eine faule Stelle an einer Möhre beim Einlagern, die übersehen wurde, und schon verbreitet sich ein Pilz im ganzen Möhrensack. Ein milder Winter kommt dem Pilz natürlich zusätzlich gelegen. Auch mit viel Erfahrung und ausgeklügelter Technik, kann man manchmal mehr oder weniger Glück bei der Lagerung in der Erdmiete haben.

Ricarda in der Halle

In Altenheim gibt es zwei Möglichkeiten zur Winterlagerung: Die Erdmiete und den Kühlraum. Die Erdmiete ist eine altbewährte Methode Lagergemüse ohne Energieverbrauch über den Winter zu lagern. Die Frage ist, wie lange diese Methode noch genutzt werden kann. Dieses Jahr war der Winter so mild, dass z.B. die Kartoffeln in der Erdmiete die Zeit deutlich schlechter überstanden haben als die im Kühlraum. Schade eigentlich – denn der Kühlraum verbraucht Strom, den man sich und der Umwelt lieber sparen würde.

Ein weiterer Aha-Effekt: Lauchstangen gerecht zu verteilen ist eine Wissenschaft für sich. Da ist auf jeden Fall strategisches Denken gefragt, wenn sich die 421 Lauchstangen in Umfängen von kleiner Finger bis oberarmdick vor dir türmen. Wie groß darf der Größenunterschied sein in einer Kiste, in der sich jede*r eine Stange nehmen darf? Sortiere ich vorher alle nach Größe und verteile dann? Gebe ich kryptische Anweisungen wie: „Bitte einen großen und einen mittleren und einen kleinen nehmen“? Ab wann ist ein Lauch eigentlich groß? Wollen überhaupt alle großen Lauch oder gibt es vielleicht auch manche, die sogar einen kleinen, schlanken Lauch bevorzugen? Vor diesen Fragen steht man natürlich nicht nur beim Lauch, sondern auch bei anderen Gemüsesorten. Da wird gerne zusammen gefachsimpelt und manchmal auch in philosophische Sphären eingetaucht, bis die fairste Lösung gefunden ist – das macht jeden Verteiltag abwechslungsreich. Und das Schöne ist, dass fast wöchentlich neue Gemüsesorten in der Halle auftauchen. Und wenn die Tomaten erst kommen…!

Cordelia beim Wurzelpetersilie Richten

Auf die Mischung und Gelassenheit kommt’s an:

Mittwochs fängt die Uhr dann am Vormittag leise an zu ticken: Auf dem Acker wuseln die Gärtner*innen mit einigen treuen freiwillig helfenden Händen durch die Beete und ernten das Blattgemüse und die Kräuter, die so frisch wie möglich am Nachmittag an den Verteilpunkten ankommen soll. Mit einem Traktor voll leckerem Grünzeug macht sich dann eine*r der Gärtner*innen auf den Weg quer durch Altenheim um Monika in der Verteilhalle noch mit dem ein oder anderen spontanen Überraschungs-Gemüse zu erfreuen. Dann ist es Monika, die vor einem Kräuter- und Salaträtsel steht: Verteile folgende Kräuter in gerechter Weise auf die elf Verteilstellen: Postelein, Ysop, Petersilie in kraus und glatt, Eiskraut, Hirschhornwegerich, Schnittlauch, Rucola. Da sind Routine und ein kühler Kopf gefragt, denn um 14:00 muss alles abholbereit sein. In Windeseile und mit gleichzeitiger Sorgfalt sind alle Sorten gewogen, verrechnet und verteilt und wir können uns am Mittwochabend eine grandiose Asiamischung abholen, die in den Bioläden der Umgebung ihresgleichen sucht.

Frisch geernteter Salat in der Verteilhalle

Abschließend bleibt noch meine Bewunderung zu erwähnen, über den facettenreichen Arbeitsablauf beim Anbau und in der Verteilung unseres Gemüses, in dem so viele Hände ineinander greifen und der 160 Haushalte jede Woche mit Gemüse versorgt. Mit viel Abstimmung, Sorgfalt und persönlichem Engagement.

Und meine Wertschätzung für das Gemüse – auch wenn die vorher schon hoch war – ist nochmal beachtlich gestiegen. Für die, die den Acker und die Verteilhalle noch nicht kennen: Ich kann euch nur empfehlen mal für einen Tag oder auch öfter vorbeizukommen und die vielen spannenden Arbeitsschritte einmal live mitzuerleben.

Rückblick Acker-Aktionstag am 9.11.19

Das Motto des Tages war: Gesagt – getan!

Vorgesehen war ein Aufräumtag, aber die Möhrenernte war wichtiger. Auf den letzten Drücker haben wir die Möhren vor dem Frost retten können.

Und jetzt zum Motto des Tages: gesagt – getan: 3 Tage zuvor ging es bei der Grundsatzdiskussion zum Anbaujahr 2020 auch um die Zufriedenheit mit der Sauberkeit des Gemüses, so wie es aus der Verteilhalle ausgeliefert wird. Da wurden auch Kartoffeln und Möhren erwähnt, die noch erdig sind. Die Gärtner gaben den Hinweis, dass es wichtig ist, die Kartoffeln und Möhren mit Erde zu lagern, da sie dadurch haltbarer sind und auch besser den Geschmack bewahren. Alle Anwesenden bei der Besprechung waren sich einig, dass die Erde am Gemüse nicht stört.

Und jetzt konnten die Helfer beim Ackertag so richtig auskosten, erdige Möhren auszugraben. Erde ist klumpig, nass, klebrig und in dieser Jahreszeit kalt! Stimmt! Jede einzelne Möhre bekommt eine Extra-Behandlung in Form einer Streicheleinheit, bei der die Erde so gut es geht, abgestreift wird. Stimmt! An Stiefel und Handschuhen bleibt der ganze Dreck hängen. Stimmt! Der Rücken tut weh vom Bücken und wer sich hinkniet, wird eben dreckig. Stimmt! Was ist das bloß für ein Knochenjob?!

Aber: Die etwa 12 Helfer plus 1 Kind! hatten eine unwahrscheinlich gute Laune. Es wurde viel gelacht, viel geredet und viel geschafft. Es war ein schönes Bild, wie alle dicht nebeneinander die Möhren säuberten und sich Stück für Stück voranarbeiteten. Eine tolle Gemeinschaftsaktion, nach der jeder zufrieden nach Hause gehen konnte! Somit ist bewiesen: Möhrenernte verbindet – klebrige Erde verbindet- Erde an den Möhren im Erntekorb stört uns nicht.

Text von Angela, Fotos von Thomas

Solawi-on-Tour machte Station in Offenburg am 9. und 10.März 2019

Der Südwesten Deutschlands zählt zu den Gebieten mit noch relativ wenigen Projekten Solidarischer Landwirtschaft. Deshalb veranstaltete das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft zusammen mit Solavie Ortenau eine Informationsveranstaltung für Interessierte, vor allem für Gründungsinteressierte.

Am Samstag Abend folgten über 50 Personen der Einladung und erfuhren einiges über die vielfältigen Organisationsformen Solidarischer Landwirtschaft sowie Genaueres über das Projekt Solavie in der Ortenau. Anschließend war Gelegenheit zu individueller Beratung und Austausch.

36 Aktive aus bereits bestehenden und in Gründung befindlichen Projekten kamen am Sonntag zu einem ersten Vernetzungstreffen im Südwesten zusammen. Nach gegenseitigem Kennenlernen gab es regen Austausch in sechs verschiedenen Arbeitsgruppen und danach wurden die Ergebnisse allen vorgestellt. Da waren für die meisten wertvolle Tipps dabei. Die Stimmung war ausgezeichnet, die Versorgung durch Solavie Ortenau bestens und am Ende wünschten sich alle für die Zukunft ein bis zwei Vernetzungstreffen im Jahr sowie Unterstützung für Gründungsinitiativen. Zwei rundum gelungene Veranstaltungen.

Aktion Nistkästen-Bau

eingetragen in: Aktionen, SoLaVie-Geschichten

Am Samstag den 9. Februar trafen sich sechs Solavist*innen (5 Erwachsene und ein Junge, 10 Jahre alt) zur Nistkasten-Bauaktion in unserer Verteilhalle in Altenheim. Wir haben sieben Meisen-Nistkästen und einen Staren-Nistkasten gebaut. Diese werden an den Bäumen befestigt, die rund um die Halle stehen. Alle haben sich gefreut, dass wir dazu beigetragen haben, den Vögeln eine Nistmöglichkeit zu geben.

Maximilians erste Kartoffelernte bei SoLaVie

eingetragen in: SoLaVie-Geschichten

Maximilian ist 4 Jahre jung und ein Dino-Spezialist. Er kennt mindestens 10 komplizierte wissenschaftliche Namen von Dinos, die seine Oma sich nie merken könnte. Heute hat seine Oma ihn zur Kartoffelernte draußen auf dem Acker eingeladen. Maximilian ist skeptisch. Wieso soll man Kartoffeln ernten? Nun ja, sagt Oma, wenn man leckeren Kartoffelbrei oder Pommes essen wolle, müsse man eben Kartoffeln ernten. Mama und Papa kaufen die Pommes aber immer im Edeka, das hat er gesehen. Oma schlägt vor, dass er seinen fahrbaren Trekker mit Anhänger mitnehmen darf, schließlich gehört so ein Trekker auf einen Acker. Das überzeugt.

Auf dem Acker wird erst mal das Vesper abgestellt und die Gummistiefel angezogen. Dann geht‘s auf einem Trampelpfad zwischen den Salaten durch zu einigen Freundinnen von Oma. Die sind schon fleißig am Aufsammeln. Ah ja, da liegen die Kartoffeln. Klar kennt er die. Aber dass die da so einfach auf der Erde rumliegen? Und die soll er jetzt aufsammeln? Na, jaaa… Oma hat extra einen kleinen Eimer für ihn mitgebracht.

 

 

 

 

 

 

 


Und da sammelt er jetzt Kartoffeln, und zwar besonders die Baby-Kartoffeln. Hui, was bewegt sich denn da? Oh, eine Spinne. Und das dort, sagt Oma, ist ein Regenwurm. Oh wie süß, findet Maximilian, aber er traut sich nicht so recht, den Regenwurm anzufassen.

Nachdem er zwei Eimer in den Sack gekippt hat, reicht es ihm.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit Oma holt er seinen Trekker und versucht, auf dem Kartoffelacker zu rangieren und ohne abzusteigen, Kartoffeln aufzusammeln. Aber das ist nicht so einfach und ohne tatkräftige Unterstützung von Oma geht gar nichts.

Oma hat inzwischen ein paar besonders drollige Kartoffeln entdeckt und die kommen jetzt in seinen Anhänger.

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen sind noch viele andere Leute dazugekommen und alle sammeln Kartoffeln in Eimer und füllen sie dann in gelbe Säcke.

Oma winkt ihm. Sie dürfen auf dem Traktor mitfahren. Er wird hochgehoben und sitzt dann sicher auf Oma‘s Schoß. Es holpert ziemlich auf dem großen Traktor und der Heinz muss ganz schön aufpassen, dass er richtig in der Linie bleibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das ist toll, so ein Mähdrescher – Kartoffelroder heißt das, sagt Oma. Aber das geht im Lärm fast unter. Also der Kartoffelroder gräbt mit so einem spitzen Ding in den Boden und dann hüpfen die Kartoffeln über eine Schiebebahn und fallen dann runter. Zwischen drin sind da auch große Erdklumpen, die immer wieder rückwärts purzeln. Mehrere Bahnen fahren sie mit, dann ist der Kartoffelroder erst mal fertig. Die Kartoffeln müssen noch aufgesammelt und in Säcken verstaut werden.

Und dann kommt ein anderer Traktor mit einem riesigen Anhänger und alle Säcke werden aufgeladen. Maximilian darf auf den Anhänger: einer muss schließlich aufpassen, dass das alles richtig gemacht wird. Und zwischendurch ruht Maximilian sich aus auf den Säcken.

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt hat Maximilian echt Hunger. Sie gehen zum Grillplatz, wo schon ein tolles Feuer lodert. Schnell wird ein Tisch und Stühle herbeigeschafft. Und nun darf Maximilian Kartoffeln in Folie einwickeln und dann in die Glut werfen. Andere machen aus Erde eine Pampe und schmieren die Kartoffeln damit ein und tun sie auch ins Feuer.

Außerdem hat Heike in einer Schüssel einen großen Brotteig mitgebracht und Stecken von ihrem Kirschbaum. Die liebe Monika hilft ihm, Teig um den Stecken zu wickeln und den Stecken dann übers Feuer zu halten. Maximilian ist ganz geduldig. Dann sind das Stockbrot und die Kartoffeln fertig. Mmm, lecker. Jemand schiebt ihm noch Butter hin – superlecker.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle schwätzen miteinander, essen und lachen. Eigentlich will Maximilian überhaupt nicht nach Hause. Oma hat in ihrem Kopf schon wieder eine neue Idee, wie aus dem Dinospezialisten vielleicht ein Regenwurmspezialist werden könnte. Aber dazu müssten sie noch öfters auf den Acker kommen.

 

 

 

 

 

 

 

Geschrieben von Oma Marlene Werfl
Photos: Nepthys Zwer

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