Nachrichten vom Acker: Hurra! Wir haben eine Gemüsewaschanlage angeschafft

(von Marlene aus der AG-Anbau)

Seit November erfreut sich unser Anbau-Team an einer arbeitserleichternden Gemüsewaschanlage. Sie steht in unserer Halle in Altenheim und ist gut zugänglich. Das Wasser beziehen wir aus einem eigenen Brunnen und Strom haben wir dort auch.

Besonders in der kalten Jahreszeit war das Gemüsewaschen eine sehr unangenehme Arbeit, bei der die Gärtner*innen ziemlich nass und kalt wurden (siehe Fotos unten). Aber auch für den Rücken ist es mit der Gemüsewaschanlage schonender. Neben den Vorteilen für unser Anbau-Team erwarten wir aber auch im Blick auf die Sauberkeit und Frische unserer Salate eine deutliche Verbesserung. Durch das Blubberbad wird der Salat bis ins Innere schonend gesäubert und benässt und weniger beschädigt. Besonders im Sommer wird der Salat so rasch abgekühlt und danach im Kühlraum weiter gekühlt. So bleibt der Salat länger frisch und übersteht auch die Fahrt zu den Verteilpunkten bei hohen Temperaturen besser. Jetzt im Winter müssen wir bei drohendem Frost oder schlechtem Wetter immer wieder früher ernten als üblich und auch da hat sich die Gemüsewaschanlage bereits bewährt im Blick auf längere Frische.
Wen es genauer interessiert, der kann sich auf der Website der Herstellerfirma die Funktionsweise anschauen: https://www.bw-fpe.com/durchschubwaschanlage .
Die Firma hat ihren Sitz in Offenburg, ist noch relativ jung und hat sich auf Maschinen für kleinere landwirtschaftliche Betriebe spezialisiert. Die Anlage eignet sich vor allem für verschiedenste Salate, Spinat und ähnliche Blattgemüse. Für die schwereren und kompakteren Wurzelgemüse ist sie nicht geeignet.
Die Finanzierung erfolgte über unseren Investitionshaushalt und zwei Spenden.
Die Anschaffung der Gemüsewaschanlage ist ein Schritt, mit dem wir uns auch auf die Auswirkungen der Klimaerwärmung einstellen. Im Aktivenkreis haben wir uns in der ersten Sitzung dieses Jahres damit beschäftigt, was an Aufgaben in diesem Jahr auf uns wartet. Da wird die Anpassung an den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen. In den nächsten Wochen wollen wir euch darüber weiter informieren und für Samstag 22. April planen wir eine Klausurtagung mit möglichst vielen von euch, um diese Aufgaben gemeinsam anzugehen.

Ein kleiner Rückblick auf’s Feierabendgärtnern am 22.08.2022

Unter Anleitung unserer Gärtnerin Julia machten sich sieben HelferInnen ans Werk. Julia hatte sich eine schöne Arbeit ausgesucht: Ur-Möhren ernten. Das ist eine gesellige Arbeit, denn man arbeitet praktisch in kurzem Abstand hintereinander und nebeneinander her und kann sich so nebenbei gut unterhalten. Voraus  gehen die „Grabegabeln“ und lockern die Möhren, gefolgt von den „Möhrenziehern“. Über das Aussehen der Möhren wunderten sich alle und Julia erzählte dazu die Geschichte vom holländischen König (welcher genau ist nicht bekannt): diesem König gefiel die Farbe der Urmöhre nicht und er wollte lieber orangefarbene Möhren haben. Also machte er sich daran, eine neue Sorte zu züchten und so kommt´s, dass wir heute die Urmöhre fast nicht mehr kennen. Jetzt können wir gespannt sein, ob es auch Geschmacksunterschiede gibt.

Dank der vielen helfenden Hände ging es zügig voran und bald war das Beet abgeerntet. Dann kam der gemütliche Teil mit Brezeln, Weckle, Hummus, Focaccia und Radler und Saft und Plaudern über Dies und Das. Der Sonnenuntergang beendete das Feierabendgärtnern.

Was ist eigentlich Gründüngung?

Unter Gründüngung versteht man das gezielte Anbauen von Nebenkulturen, die vorallem der Bodenverbesserung dienen. Es gibt viele verschiedene Pflanzen, die sich als Gründüngung eignen, von Gräsern über Hülsenfrüchtlern bis zu Sonnenblumen. Sie werden auf den Beeten eingesät sobald dort eine Pause vor der nächsten Gemüsekultur entsteht.

Das Ziel ist es, den wertvollen Boden dauerhaft zu begrünen um die Oberfläche vor Austrocknung, Winderosion und Auswaschung zu schützen.

Genauso wichtig sind die Effekte, die unterhalb der Oberfläche entstehen: Die Gründüngung sorgt für eine intensive Durchwurzelung des Bodens. Dadurch werden leichte Verdichtungen im Boden aufgelockert, es kann mehr CO2 gespeichert werden, das Wasser kann besser gehalten werden und die Pflanzennährstoffe bleiben gebunden und somit für die folgenden Gemüsekulturen verfügbar.

1. Die Gründüngung wird unter die Lupe genommen
1. Die Gründüngung wird unter die Lupe genommen


Indem der Boden dauerhaft bewachsen ist, wird auch das Bodennahrungsnetz „gefüttert“: Der Lebensraum der Bakterien, Pilze, Würmer und Insekten bleibt bewohnbar und trocknet nicht aus. Je vielfältiger die Begrünung ist, desto ausgeglichener ist das Ökosystem des Bodens. Einige Pflanzen haben einen größeren Einfluss auf die Bakterien im Boden, andere mehr auf die Pilze.

Nur mit einem intakten Boden-Ökosystem kann die Bodenfruchtbarkeit langsfristig erhalten und Humus aufgebaut werden.

2. Gründüngung aus Phazelia (Bienenweide) neben den Frühkartoffeln
2. Gründüngung aus Phazelia (Bienenweide) neben den Frühkartoffeln


Wie nutzen wir Gründüngungen bei SoLaVie?

Sobald ein Beet länger als 6 Wochen frei ist, säen wir Gründüngung ein, damit der Boden möglichst nie kahl daliegt. Außerdem geht in der Fruchtfolge auf unserem Gemüseacker jedes Jahr ein Teilbereich in „Ruhepause“ und der Boden erholt sich mit einer Gründüngung eine Saison lang vom Gemüseanbau. Bei uns haben sich winterharte Gründüngungs-Mischungen bewährt mit z.B. Roggen, Weidelgras, Klee und Wicke.

Der Roggen und das Gras sorgen mit ihren weitverzweigten Wurzeln für einen feinkrümeligen Boden und der Klee und die Wicke haben, wie alle Hülsenfrüchtler, die wunderbare Eigenschaft Sticktstoff aus der Luft binden zu können und für die nachfolgenden Gemüsekulturen in den Boden zu bringen. Die Blüten von Klee und Wicke bieten natürlich auch eine Nektarquelle für Insekten.

3. Mähen der Gründüngung auf dem Hauptacker
3. Mähen der Gründüngung auf dem Hauptacker


Eine weitere Gründüngungs-Mischung, die auf unserem Acker genutzt wird, ist das „Biodiversitätsgemenge“. Es beinhaltet Samen von über zwanzig verschienenden Pflanzen, sodass sich je nach Standort und Bodenbeschaffenheit eine angepasste Pflanzengesellschaft durchsetzen kann.

Und es gibt noch einen weiteren großen Nutzen aus der Gründüngung: Wir können sie über den Sommer zweimal abmähen und den Grünschnitt als Mulchmaterial für die aktuellen Gemüsekulturen verwenden. Die händische Verteilung des Mulchmaterials ist ein aufwändiger Arbeitsschritt, der sich aber lohnt und uns den ganzen Sommer über erfreut, denn unter der Mulchschicht bleibt der Boden länger feucht und Unkraut wird unterdrückt.

4. Gründüngungschnitt als Mulch im Tomaten-Gewächshaus
4. Gründüngungschnitt als Mulch im Tomaten-Gewächshaus

 

Nachdem Böden weltweit durch die instensive Landwirtschaft ausgelaugt und erodiert sind und Düngemittel teurer werden, bekommt das Thema Gründüngung aktuell sehr viel Beachtung – nicht nur im ökologischen Anbau. Es ist eine Wissenschaft für sich, die richtigen Ausaattechniken, Zeitpunkte und Samenzusammenstellungen auszuloten. Aber es lohnt sich sehr sich damit auszukennen und Erfahrungen zu sammeln.

Benjamin bildet sich gerade in dem Bereich mit einer umfangreichen Fortbildung weiter und sitzt bei Dietmar Näser und Friedrich Wenz im Bodenkurs an der Quelle der neuesten Erkenntnisse zum Thema Boden und Gründüngung. Für alle, die diese Themen auch spannend finden, wollen wir bald einen Themenabend machen, an dem wir Neugelerntes aus unseren Aus- und Weiterbildungen an euch weitergeben. Und Vieles davon lässt sich natürlich auch im Hausgarten umsetzen!

Sommerferien bei SoLaVie

Maximilian ist 10 Jahre jung, wohnt in Altenheim und seine Familie hat seit Anfang 2020 zwei Ernteanteile bei SoLaVie. In Zeiten des Lockdowns kam er erstmals mit auf den Acker und wurde gleich beim Bohnenpflücken eingesetzt. Dem ersten mal folgten viele weitere – immer dienstags und mittwochs war er zum Ernten auf dem Acker. Dann kamen die Sommerferien. Anfangs war er eine Woche im Ferienprogramm und dann noch ein kleiner Urlaub mit der Familie. Danach wäre es zu hause ziemlich langweilig geworden, wenn es da nicht jede Woche das Mithelfen auf dem SoLaVie-Acker gegeben hätte. Dafür ist er sogar extra früh aufgestanden – und das in den Ferien.

Neben Carlos lernte er Julia und Ricarda kennen und unsere anderen Erntehelferinnen. Julia und Ricarda versorgten ihn mit Arbeit und erklärten ihm die Aufgaben und machten vor, wie es geht. „Wenn ich eine Note vergeben soll, dann bekommen meine beiden Lehrerinnen eine glatte Eins von mir“ sagt er. Im Laufe der Wochen lernte er so nach und nach das Ernten aller Gemüsesorten kennen, die jetzt im Sommer in unseren Gemüsekorb wandern wie z.B. in den Folientunneln Tomaten, Paprika und Auberginen und im Freiland Zucchini, Physalis und Karotten. Maximilian isst auch sehr gerne Gemüse: eigentlich alles außer Auberginen, Artischocken und Melonen. Er hat inzwischen so viel gelernt, dass er die Arbeitsschritte jetzt auch anderen zeigen kann. Und er hat nicht nur geerntet, auch beim Säen war er mal dabei.

Besonderen Spaß hat es ihm gemacht, wenn er bei Carlos auf dem Traktor mitfahren durfte, um das geerntete Gemüse in die Halle zur weiteren Verteilung zu bringen. Wenn Carlos das Gemüse abgeladen und gewaschen hatte, hat Maximilian es mit dem Hubwagen auf einer Palette durch die Halle zu den Verteilerinnen gefahren.

Maximilian ist echt sehr froh, dass er nun auch noch beim zweiten Teil der Kartoffelernte dabei sein kann. Denn vorher klappte das leider nicht, weil er mit seinen Eltern in Freiburg ein Permakultur-Projekt kennen lernen wollte. Dort hat er Mangold, Kartoffeln und Karotten geerntet und viel über die Hintergründe dieser Art von Landbewirtschaftung erfahren.

Die Kartoffelernte ist für ihn jedenfalls was besonderes. Da sind einfach viel mehr Leute dabei und es herrscht ein Trubel, den er sehr mag. Abgesehen davon findet er Kartoffeln-Aufsammeln eine vergleichsweise leichte Arbeit, da hat er auch schon Schwierigeres bewältigt. Und dass heute so viele Kinder da sind, findet er toll. Wenn noch mehr Eltern mit ihren Kindern kommen, das fände er gut. Weil es den Kindern dann ebenso viel Spaß macht wie ihm.

Ansonsten ist er mit allem rund um zufrieden, kein Verbesserungsvorschlag. Und dass alle bei uns mitreden können, das findet er auch gut. Sonst gibt es ja meistens einen Chef, der bestimmt.

Wenn jetzt die Schule wieder beginnt, hofft er darauf, dass er am Dienstag Nachmittag keinen Unterricht hat. Dann kann er mit Carlos weiter Gemüse zur Halle fahren und beim Ernten helfen. Und wenn sie in der Klasse von den Erlebnisses in den Ferien berichten sollen, dann kann er einiges über SoLaVie erzählen. So was Besonderes haben die anderen wahrscheinlich nicht erlebt.

Bericht von Marlene aufgrund eines Interviews mit Maximilian am Rande der Kartoffelernte.

Samstag 12. September 2020

Solawi-on-Tour machte Station in Offenburg am 9. und 10.März 2019

Der Südwesten Deutschlands zählt zu den Gebieten mit noch relativ wenigen Projekten Solidarischer Landwirtschaft. Deshalb veranstaltete das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft zusammen mit Solavie Ortenau eine Informationsveranstaltung für Interessierte, vor allem für Gründungsinteressierte.

Am Samstag Abend folgten über 50 Personen der Einladung und erfuhren einiges über die vielfältigen Organisationsformen Solidarischer Landwirtschaft sowie Genaueres über das Projekt Solavie in der Ortenau. Anschließend war Gelegenheit zu individueller Beratung und Austausch.

36 Aktive aus bereits bestehenden und in Gründung befindlichen Projekten kamen am Sonntag zu einem ersten Vernetzungstreffen im Südwesten zusammen. Nach gegenseitigem Kennenlernen gab es regen Austausch in sechs verschiedenen Arbeitsgruppen und danach wurden die Ergebnisse allen vorgestellt. Da waren für die meisten wertvolle Tipps dabei. Die Stimmung war ausgezeichnet, die Versorgung durch Solavie Ortenau bestens und am Ende wünschten sich alle für die Zukunft ein bis zwei Vernetzungstreffen im Jahr sowie Unterstützung für Gründungsinitiativen. Zwei rundum gelungene Veranstaltungen.

(Text Marlene Werfl, Fotos Günter Schulz)

SoLaVie – Gemüseanbau als Sozialisierungsexperiment

Unsere Solavista Nephtys Zwer aus Frankreich hat für die französische Website visionscarto.net  einen Artikel über Solidarische Landwirtschaft verfasst und darin beispielhaft die SoLaVie beschrieben. Nun liegt der Text auch auf deutsch vor: https://visionscarto.net/SoLaVie-Gemuseanbau-als-Sozialisierungsexperiment.

Viel Spaß beim Lesen.