Ein Monat bei der SoLaVie Offenburg/Ortenau

Ein Praktikumsbericht von Johanna

Hallo zusammen!

Falls mich noch nicht alle kennen – ich heiße Johanna, bin 20 Jahre alt, komme aus der Nähe von Bremen und durfte den Oktober über Praktikantin bei euch – der SoLaVie Offenburg/Ortenau – sein. Meine Motivation, dieses Praktikum zu machen, kam daher, dass ich während meines einjährigen Freiwilligendienstes in Costa Rica in das Gärtnern und die Landwirtschaft schnuppern durfte und dadurch immer mehr Interesse dafür entwickelt habe. Die Frage ob oder inwiefern ich dem aber beruflich nachgehen will, war ich mir sehr unsicher und entschied mich dann, verschiedene Praktika in diese Richtung zu machen. Durch gemeinsame Freunde von Ricarda und mir aus dem Nationalpark Schwarzwald bin ich dann auf die SoLaVie gestoßen.

Was ich alles lernen und erleben durfte

Allem voran bin ich sehr dankbar für die Zeit hier – für die wirklich herzliche Begrüßung eines jeden Mitglieds, das ich kennenlernen, und die vielfältigen Sachen, die ich lernen durfte. Als ich ankam, hatte ich eine leise Vorahnung, was Solidarische Landwirtschaft sein könnte. Während dieses Monats habt ihr diese Vorstellung mit Leben gefüllt und mir die verschiedenen Seiten des Auslebens gezeigt.

Ich durfte beim Aktivenkreis, der AG Anbau sowie der Mitgliederversammlung miterleben, wie ihr als Verein funktioniert, ihr habt mir Einblick gewährt in Diskussionsthemen wie z.B. die diesjährig sehr vollen Erntekörbe und ich durfte die stets fröhliche Truppe aus Anbauteam und Helfenden bei verschiedensten Sachen unterstützen – von Feldsalatjäten bei 28°C restlicher Sommerhitze bis Spinaternten bei Regen und eisigem Nordwind. Ich durfte Traktor fahren, mich an der Broadfork auspowern, Karotten sähen, mit verschiedenen Geräten harken, Auberginen, Tomaten und Paprika aus den Gewächshäusern räumen, Neues pflanzen, beim Wachsen zusehen, die Gemüse durch die Waschmaschine ziehen, den Hubwagen manövrieren, das Gewächshaus hoch- und runterkurbeln, viel leckeres Gemüse ernten und essen, in der Verteilung helfen und Vieles mehr.

Bei dem Allem habe ich nicht nur ganz handfest für mich Neues über Gemüseanbau gelernt, sondern auch eine riesige Wertschätzung für die Arbeit hinter Nahrungsmitteln bekommen. Ich habe viele liebe Menschen kennengelernt, die mich inspiriert haben, mit denen ich spannende Unterhaltungen führen konnte und so jeder Tag wie im Flug verging. Ich habe viel über mich gelernt und bin der Studienwahl ein Stück näher gekommen.

Insbesondere danke ich von Herzen Julia, Ricarda und Benjamin, dass sie mich mit so offenen Armen aufgenommen, mir geduldig jede Frage beantwortet und mir viel Spannendes beigebracht habt. Ihr seid großartige Menschen! Ein riesiges Dankeschön an Regine, Thomas und Maximilian, dass ihr mich so herzlich bei euch aufgenommen und mir wie ein Ersatzzuhause geboten habt. Ich habe mich unglaublich wohl bei euch gefühlt! Außerdem danke ich euch allen, dass ihr Teil dieses wundervollen Wandels seid, ihr das Ganze mit Rat, Tat und finanziell unterstützt und sogar noch mit Kuchen auf dem Acker allen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert!

DANKESCHÖN!

Nachrichten vom Acker: Hurra! Wir haben eine Gemüsewaschanlage angeschafft

(von Marlene aus der AG-Anbau)

Seit November erfreut sich unser Anbau-Team an einer arbeitserleichternden Gemüsewaschanlage. Sie steht in unserer Halle in Altenheim und ist gut zugänglich. Das Wasser beziehen wir aus einem eigenen Brunnen und Strom haben wir dort auch.

Besonders in der kalten Jahreszeit war das Gemüsewaschen eine sehr unangenehme Arbeit, bei der die Gärtner*innen ziemlich nass und kalt wurden (siehe Fotos unten). Aber auch für den Rücken ist es mit der Gemüsewaschanlage schonender. Neben den Vorteilen für unser Anbau-Team erwarten wir aber auch im Blick auf die Sauberkeit und Frische unserer Salate eine deutliche Verbesserung. Durch das Blubberbad wird der Salat bis ins Innere schonend gesäubert und benässt und weniger beschädigt. Besonders im Sommer wird der Salat so rasch abgekühlt und danach im Kühlraum weiter gekühlt. So bleibt der Salat länger frisch und übersteht auch die Fahrt zu den Verteilpunkten bei hohen Temperaturen besser. Jetzt im Winter müssen wir bei drohendem Frost oder schlechtem Wetter immer wieder früher ernten als üblich und auch da hat sich die Gemüsewaschanlage bereits bewährt im Blick auf längere Frische.
Wen es genauer interessiert, der kann sich auf der Website der Herstellerfirma die Funktionsweise anschauen: https://www.bw-fpe.com/durchschubwaschanlage .
Die Firma hat ihren Sitz in Offenburg, ist noch relativ jung und hat sich auf Maschinen für kleinere landwirtschaftliche Betriebe spezialisiert. Die Anlage eignet sich vor allem für verschiedenste Salate, Spinat und ähnliche Blattgemüse. Für die schwereren und kompakteren Wurzelgemüse ist sie nicht geeignet.
Die Finanzierung erfolgte über unseren Investitionshaushalt und zwei Spenden.
Die Anschaffung der Gemüsewaschanlage ist ein Schritt, mit dem wir uns auch auf die Auswirkungen der Klimaerwärmung einstellen. Im Aktivenkreis haben wir uns in der ersten Sitzung dieses Jahres damit beschäftigt, was an Aufgaben in diesem Jahr auf uns wartet. Da wird die Anpassung an den Klimawandel eine wichtige Rolle spielen. In den nächsten Wochen wollen wir euch darüber weiter informieren und für Samstag 22. April planen wir eine Klausurtagung mit möglichst vielen von euch, um diese Aufgaben gemeinsam anzugehen.

Ein etwas anderes Erntedankfest…

Wurzelgemüse-Ernte und Erntedank 8. Oktober 2022 – Bei herrlichem Herbstwetter kamen große und kleine Helfer*innen auf den Acker, um Rote Bete zu ernten. Und fast haben wir es geschafft, alle aus der Erde zu holen. Ja, die tierischen Bewohner des Feldes haben uns doch mehr Arbeit beschert, als eingeplant. Bei drei Beeten führen die Fraßspuren später zu einer Pilzinfektion, wenn die Rote Bete dann in der Erdmiete lagern. Um dies zu verhindern, mussten wir sehr genau hinsehen und gut sortieren. Die 2. Wahl ist dennoch genießbar, aber eben nicht lange lagerfähig. Es wird also in den nächsten Wochen schon mal Rote Bete geben. Die „Guten“ gibt es dann in der Wintersaison.

Die Mittagspause mit einem reichhaltigen Büffet im Herbstsonnenschein war für alle ein Genuss. In Gesprächen kam doch immer wieder die Dankbarkeit zum Ausdruck, dass wir durch unsere Feldarbeit den Bezug zum Boden und den Pflanzen nicht verlieren. Wir wissen, dass eine gute Ernte nicht selbstverständlich ist. Darum können wir uns heute aus vollem Herzen freuen, dass unser Erntekorb bisher so üppig voll war und unsere Vorräte in der Erdmiete und in der Halle auch für den Winter reichen.

Die Fotos zeigen, dass Arbeiten und Genießen eng beisammen liegen können. Und für die zweite Schicht nach der Mittagspause motivierte ein Musikant mit schönen Gitarrenklängen die ermüdenden Helfer*innen.

Neurieder Hofladentour und ADFC auf unserem Acker am Sonntag, 18. 9.22

Buntes Leben herrschte am Sonntag auf unserem Acker. Wir als SoLaVie beteiligten uns an der Neurieder Hofladentour und boten einer ADFC Radtour Gelegenheit, bei uns Pause zu machen und sich über unser Projekt zu informieren. Sie waren bei einer ersten Ackerführung dabei und Julia führte nicht nur über den Acker, sondern beantwortete auch viele interessierte Fragen aus der Gruppe. Auch im weiteren Verlauf kamen erfreulich viele Besucher*innen. Viele hatten selber Gärten oder Landwirtschaft und waren neugierig, wie das bei uns so läuft und wie wir spezielle Probleme lösen. Aber auch Altenheimer*innen waren dabei und waren erstaunt, dass es hier eine Solidarische Landwirtschaft gibt und was wir aufgebaut haben. Auch einige unserer Mitglieder nutzten die Gelegenheit, unseren Acker etwas näher kennen zu lernen. Unser Projekt fand allgemein viel Zustimmung und bei einigen reifte der Gedanke, sich um einen Ernteanteil zu bewerben. Der Organisator der Hofladentour schaute vorbei und auch die Presse informierte sich. Eine rundum gelungene Sache und an dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben, besonders Monika Huck für ihre großartige Organisation des Verkostungsangebots und Julia, die kurzfristig für den erkrankten Benjamin eingesprungen ist.

Kartoffelernte, Traktortaufe und Gratulation Julia am 3. September 2022

Glück muss man haben bei der Kartoffelernte!

Da wünschen wir uns alle sehnlichst Regen auf die Äcker und ausgerechnet bei unserer Kartoffelernte machte der Himmel die Schleusen auf. Und dennoch hatten wir Glück und konnten immer wieder die Arbeit fortsetzen, bzw. eine tolle Mittagspause machen. An einem reich gedeckten Tisch konnte sich jeder genussvoll stärken und Marlene brachte einen leckeren Prickler mit, denn es gab ja etwas zum Anstoßen und Feiern.

Das erste Prosit ging an Julia, unsere frisch gebackene, staatlich geprüfte Gärtnerin! An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch und wir freuen uns sehr, dass du in unserem GärtnerInnen-Team bist!

Zum zweiten Mal erhoben wir das Glas, um die Traktortaufe zu feiern. Unser New Holland T4 ist ja jetzt ein wichtiges Mitglied unserer Gemeinschaft und dank der Spenden belastet die Anschaffung nun nicht so sehr unseren Haushalt. Da viele blaue New Holland durch die Gegend fahren, sollte unser Traktor nicht so anonym bleiben und wir suchten nach einem Namen: die Wahl fiel auf „Holli“ und das steht jetzt auf der Motorhaube.

Nach dem schönen Mittagsmahl ging die recht große Schar von HelferInnen wieder ans Werk und ließ sich von vorübergehenden Regenschauern nicht abhalten, bis alle Kartoffeln aus der Erde geholt waren.

Insgesamt fiel die Kartoffelernte dieses Jahr nicht so üppig aus wie letztes Jahr. Das betrifft alle Sorten, die wir geerntet haben: Karelia, Allians, Simonetta und La Ratte.

Die Sorte „La Ratte“ ist etwas ganz besonderes. Sie wird folgendermaßen beschrieben: Hörnchenkartoffel mit gelbem Fleisch, vorzüglichem nussigem Aroma, festkochend, gilt bei den Franzosen als Delikatesse. Also, erinnert euch daran, wenn ihr „La Ratte“ in euren Erntekorb packt. Und glaubt nicht, dass diese kleinen Kartöffelchen etwa 2. Wahl wären!

Zugegeben, wir Kartoffelaufleser haben uns auch über diese winzigen Kartöffelchen gewundert und das Aufheben hat nicht wirklich Spaß gemacht. Höchstwahrscheinlich war der Anbau der „La Ratte“ eine einmalige Sache – höchstens der Geschmack ist so bestechend, dass …???

Lasst euch überraschen!

Ein kleiner Rückblick auf’s Feierabendgärtnern am 22.08.2022

Unter Anleitung unserer Gärtnerin Julia machten sich sieben HelferInnen ans Werk. Julia hatte sich eine schöne Arbeit ausgesucht: Ur-Möhren ernten. Das ist eine gesellige Arbeit, denn man arbeitet praktisch in kurzem Abstand hintereinander und nebeneinander her und kann sich so nebenbei gut unterhalten. Voraus  gehen die „Grabegabeln“ und lockern die Möhren, gefolgt von den „Möhrenziehern“. Über das Aussehen der Möhren wunderten sich alle und Julia erzählte dazu die Geschichte vom holländischen König (welcher genau ist nicht bekannt): diesem König gefiel die Farbe der Urmöhre nicht und er wollte lieber orangefarbene Möhren haben. Also machte er sich daran, eine neue Sorte zu züchten und so kommt´s, dass wir heute die Urmöhre fast nicht mehr kennen. Jetzt können wir gespannt sein, ob es auch Geschmacksunterschiede gibt.

Dank der vielen helfenden Hände ging es zügig voran und bald war das Beet abgeerntet. Dann kam der gemütliche Teil mit Brezeln, Weckle, Hummus, Focaccia und Radler und Saft und Plaudern über Dies und Das. Der Sonnenuntergang beendete das Feierabendgärtnern.

Was ist eigentlich Gründüngung?

Unter Gründüngung versteht man das gezielte Anbauen von Nebenkulturen, die vorallem der Bodenverbesserung dienen. Es gibt viele verschiedene Pflanzen, die sich als Gründüngung eignen, von Gräsern über Hülsenfrüchtlern bis zu Sonnenblumen. Sie werden auf den Beeten eingesät sobald dort eine Pause vor der nächsten Gemüsekultur entsteht.

Das Ziel ist es, den wertvollen Boden dauerhaft zu begrünen um die Oberfläche vor Austrocknung, Winderosion und Auswaschung zu schützen.

Genauso wichtig sind die Effekte, die unterhalb der Oberfläche entstehen: Die Gründüngung sorgt für eine intensive Durchwurzelung des Bodens. Dadurch werden leichte Verdichtungen im Boden aufgelockert, es kann mehr CO2 gespeichert werden, das Wasser kann besser gehalten werden und die Pflanzennährstoffe bleiben gebunden und somit für die folgenden Gemüsekulturen verfügbar.

1. Die Gründüngung wird unter die Lupe genommen
1. Die Gründüngung wird unter die Lupe genommen


Indem der Boden dauerhaft bewachsen ist, wird auch das Bodennahrungsnetz „gefüttert“: Der Lebensraum der Bakterien, Pilze, Würmer und Insekten bleibt bewohnbar und trocknet nicht aus. Je vielfältiger die Begrünung ist, desto ausgeglichener ist das Ökosystem des Bodens. Einige Pflanzen haben einen größeren Einfluss auf die Bakterien im Boden, andere mehr auf die Pilze.

Nur mit einem intakten Boden-Ökosystem kann die Bodenfruchtbarkeit langsfristig erhalten und Humus aufgebaut werden.

2. Gründüngung aus Phazelia (Bienenweide) neben den Frühkartoffeln
2. Gründüngung aus Phazelia (Bienenweide) neben den Frühkartoffeln


Wie nutzen wir Gründüngungen bei SoLaVie?

Sobald ein Beet länger als 6 Wochen frei ist, säen wir Gründüngung ein, damit der Boden möglichst nie kahl daliegt. Außerdem geht in der Fruchtfolge auf unserem Gemüseacker jedes Jahr ein Teilbereich in „Ruhepause“ und der Boden erholt sich mit einer Gründüngung eine Saison lang vom Gemüseanbau. Bei uns haben sich winterharte Gründüngungs-Mischungen bewährt mit z.B. Roggen, Weidelgras, Klee und Wicke.

Der Roggen und das Gras sorgen mit ihren weitverzweigten Wurzeln für einen feinkrümeligen Boden und der Klee und die Wicke haben, wie alle Hülsenfrüchtler, die wunderbare Eigenschaft Sticktstoff aus der Luft binden zu können und für die nachfolgenden Gemüsekulturen in den Boden zu bringen. Die Blüten von Klee und Wicke bieten natürlich auch eine Nektarquelle für Insekten.

3. Mähen der Gründüngung auf dem Hauptacker
3. Mähen der Gründüngung auf dem Hauptacker


Eine weitere Gründüngungs-Mischung, die auf unserem Acker genutzt wird, ist das „Biodiversitätsgemenge“. Es beinhaltet Samen von über zwanzig verschienenden Pflanzen, sodass sich je nach Standort und Bodenbeschaffenheit eine angepasste Pflanzengesellschaft durchsetzen kann.

Und es gibt noch einen weiteren großen Nutzen aus der Gründüngung: Wir können sie über den Sommer zweimal abmähen und den Grünschnitt als Mulchmaterial für die aktuellen Gemüsekulturen verwenden. Die händische Verteilung des Mulchmaterials ist ein aufwändiger Arbeitsschritt, der sich aber lohnt und uns den ganzen Sommer über erfreut, denn unter der Mulchschicht bleibt der Boden länger feucht und Unkraut wird unterdrückt.

4. Gründüngungschnitt als Mulch im Tomaten-Gewächshaus
4. Gründüngungschnitt als Mulch im Tomaten-Gewächshaus

 

Nachdem Böden weltweit durch die instensive Landwirtschaft ausgelaugt und erodiert sind und Düngemittel teurer werden, bekommt das Thema Gründüngung aktuell sehr viel Beachtung – nicht nur im ökologischen Anbau. Es ist eine Wissenschaft für sich, die richtigen Ausaattechniken, Zeitpunkte und Samenzusammenstellungen auszuloten. Aber es lohnt sich sehr sich damit auszukennen und Erfahrungen zu sammeln.

Benjamin bildet sich gerade in dem Bereich mit einer umfangreichen Fortbildung weiter und sitzt bei Dietmar Näser und Friedrich Wenz im Bodenkurs an der Quelle der neuesten Erkenntnisse zum Thema Boden und Gründüngung. Für alle, die diese Themen auch spannend finden, wollen wir bald einen Themenabend machen, an dem wir Neugelerntes aus unseren Aus- und Weiterbildungen an euch weitergeben. Und Vieles davon lässt sich natürlich auch im Hausgarten umsetzen!

Sommerferien bei SoLaVie

Maximilian ist 10 Jahre jung, wohnt in Altenheim und seine Familie hat seit Anfang 2020 zwei Ernteanteile bei SoLaVie. In Zeiten des Lockdowns kam er erstmals mit auf den Acker und wurde gleich beim Bohnenpflücken eingesetzt. Dem ersten mal folgten viele weitere – immer dienstags und mittwochs war er zum Ernten auf dem Acker. Dann kamen die Sommerferien. Anfangs war er eine Woche im Ferienprogramm und dann noch ein kleiner Urlaub mit der Familie. Danach wäre es zu hause ziemlich langweilig geworden, wenn es da nicht jede Woche das Mithelfen auf dem SoLaVie-Acker gegeben hätte. Dafür ist er sogar extra früh aufgestanden – und das in den Ferien.

Neben Carlos lernte er Julia und Ricarda kennen und unsere anderen Erntehelferinnen. Julia und Ricarda versorgten ihn mit Arbeit und erklärten ihm die Aufgaben und machten vor, wie es geht. „Wenn ich eine Note vergeben soll, dann bekommen meine beiden Lehrerinnen eine glatte Eins von mir“ sagt er. Im Laufe der Wochen lernte er so nach und nach das Ernten aller Gemüsesorten kennen, die jetzt im Sommer in unseren Gemüsekorb wandern wie z.B. in den Folientunneln Tomaten, Paprika und Auberginen und im Freiland Zucchini, Physalis und Karotten. Maximilian isst auch sehr gerne Gemüse: eigentlich alles außer Auberginen, Artischocken und Melonen. Er hat inzwischen so viel gelernt, dass er die Arbeitsschritte jetzt auch anderen zeigen kann. Und er hat nicht nur geerntet, auch beim Säen war er mal dabei.

Besonderen Spaß hat es ihm gemacht, wenn er bei Carlos auf dem Traktor mitfahren durfte, um das geerntete Gemüse in die Halle zur weiteren Verteilung zu bringen. Wenn Carlos das Gemüse abgeladen und gewaschen hatte, hat Maximilian es mit dem Hubwagen auf einer Palette durch die Halle zu den Verteilerinnen gefahren.

Maximilian ist echt sehr froh, dass er nun auch noch beim zweiten Teil der Kartoffelernte dabei sein kann. Denn vorher klappte das leider nicht, weil er mit seinen Eltern in Freiburg ein Permakultur-Projekt kennen lernen wollte. Dort hat er Mangold, Kartoffeln und Karotten geerntet und viel über die Hintergründe dieser Art von Landbewirtschaftung erfahren.

Die Kartoffelernte ist für ihn jedenfalls was besonderes. Da sind einfach viel mehr Leute dabei und es herrscht ein Trubel, den er sehr mag. Abgesehen davon findet er Kartoffeln-Aufsammeln eine vergleichsweise leichte Arbeit, da hat er auch schon Schwierigeres bewältigt. Und dass heute so viele Kinder da sind, findet er toll. Wenn noch mehr Eltern mit ihren Kindern kommen, das fände er gut. Weil es den Kindern dann ebenso viel Spaß macht wie ihm.

Ansonsten ist er mit allem rund um zufrieden, kein Verbesserungsvorschlag. Und dass alle bei uns mitreden können, das findet er auch gut. Sonst gibt es ja meistens einen Chef, der bestimmt.

Wenn jetzt die Schule wieder beginnt, hofft er darauf, dass er am Dienstag Nachmittag keinen Unterricht hat. Dann kann er mit Carlos weiter Gemüse zur Halle fahren und beim Ernten helfen. Und wenn sie in der Klasse von den Erlebnisses in den Ferien berichten sollen, dann kann er einiges über SoLaVie erzählen. So was Besonderes haben die anderen wahrscheinlich nicht erlebt.

Bericht von Marlene aufgrund eines Interviews mit Maximilian am Rande der Kartoffelernte.

Samstag 12. September 2020

SoLaVie at its best!

Das war mal eine supertolle Aktion: unglaubliche (geschätzte, aber keineswegs übertriebene) 50-60 große und kleine Solavistas sind unserem Aufruf nach helfenden Händen für die Ernte der Kartoffeln gefolgt!

Bereits um 10 Uhr standen mehr Leute am Acker als insgesamt für den ganzen Tag erwartet wurden. Innerhalb kürzester Zeit waren alle Kartoffeln ausgebuddelt, sodass die Solavistas, die für die Nachmittagschicht zum Ernten kamen, keine Kartoffeln mehr bergen konnten. Dafür wurden dann Hacken geschwungen, unzählige Reihen Zwiebeln, Mangold, Mais, Karotten, … von Unkraut befreit. Die Stimmung war toll, die vielen Menschen ermöglichten es, die Arbeit gemütlich angehen zu lassen, genügend Pausen zum Schwätzchen halten, Kartoffeln grillen oder zum Zuschauen zu machen.

Vor allem geben uns die vielen Menschen die Hoffnung, auch im Herbst bei der größeren Kartoffelernte auf unserem doppelt so großen Kartoffelacker auf den Vollernter zu verzichten und damit den Acker schonen zu können. Dort wird es dann auch garantiert für alle genügend Kartoffeln zum Ernten geben – letztes Jahr hatten wir zwei Tage für die Ernte angesetzt. Wir freuen uns, wenn ihr auch dort so zahlreich kommt und einen ähnlich schönen, entspannten Tag mit uns gestaltet.

Hier noch die Zahlen dazu: Es wurden ca. 1,6 t Frühkartoffeln geerntet. Die Kartoffeln sollen alle zwei Wochen ausgegeben werden, pro Ernteanteil 1,5 kg. Das reicht dann bis Anfang Oktober.

Eine Frage der Verteilung

eingetragen in: SoLaVie-Geschichten

Eindrücke aus der Verteilhalle in Altenheim

von Ricarda

Seit sieben Wochen verteile ich nun dienstags unser Gemüse in der Verteilhalle. Eine kleine neue Welt eröffnet sich dadurch für mich – mit einigen Aha-Effekten! Diese möchte ich hier gerne mit euch teilen:

Gemüse lagern ist nicht so trivial wie man vielleicht denkt. Dass beispielweise Möhren nicht makellos und sauber aus der Erdmiete kommen, war mir schon klar – trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass noch viel Aussortieren oder Putzen nötig ist, um die Möhre „verteilfertig“ zu machen. Natürlich ist die Möhre keine Spaghettipackung, die man solange im Schrank aufheben kann wie man will. Nein, sie ist organisches Material, das mit seiner Umwelt reagiert. Da sind Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen in der Erde, mit der die Karotte in Kontakt kommt. Da sind viele Lebewesen, die sich nichts Besseres vorstellen können als sich über den Winter in einem duftenden Karottensack durchzufuttern. Auch wundert es kaum, wenn die letzten Säcke einige matschige Überraschungen bereithalten oder die Kartoffeln es trotz Dunkelheit nicht mehr aushalten und munter zu sprossen beginnen. Da reicht eine faule Stelle an einer Möhre beim Einlagern, die übersehen wurde, und schon verbreitet sich ein Pilz im ganzen Möhrensack. Ein milder Winter kommt dem Pilz natürlich zusätzlich gelegen. Auch mit viel Erfahrung und ausgeklügelter Technik, kann man manchmal mehr oder weniger Glück bei der Lagerung in der Erdmiete haben.

Ricarda in der Halle

In Altenheim gibt es zwei Möglichkeiten zur Winterlagerung: Die Erdmiete und den Kühlraum. Die Erdmiete ist eine altbewährte Methode Lagergemüse ohne Energieverbrauch über den Winter zu lagern. Die Frage ist, wie lange diese Methode noch genutzt werden kann. Dieses Jahr war der Winter so mild, dass z.B. die Kartoffeln in der Erdmiete die Zeit deutlich schlechter überstanden haben als die im Kühlraum. Schade eigentlich – denn der Kühlraum verbraucht Strom, den man sich und der Umwelt lieber sparen würde.

Ein weiterer Aha-Effekt: Lauchstangen gerecht zu verteilen ist eine Wissenschaft für sich. Da ist auf jeden Fall strategisches Denken gefragt, wenn sich die 421 Lauchstangen in Umfängen von kleiner Finger bis oberarmdick vor dir türmen. Wie groß darf der Größenunterschied sein in einer Kiste, in der sich jede*r eine Stange nehmen darf? Sortiere ich vorher alle nach Größe und verteile dann? Gebe ich kryptische Anweisungen wie: „Bitte einen großen und einen mittleren und einen kleinen nehmen“? Ab wann ist ein Lauch eigentlich groß? Wollen überhaupt alle großen Lauch oder gibt es vielleicht auch manche, die sogar einen kleinen, schlanken Lauch bevorzugen? Vor diesen Fragen steht man natürlich nicht nur beim Lauch, sondern auch bei anderen Gemüsesorten. Da wird gerne zusammen gefachsimpelt und manchmal auch in philosophische Sphären eingetaucht, bis die fairste Lösung gefunden ist – das macht jeden Verteiltag abwechslungsreich. Und das Schöne ist, dass fast wöchentlich neue Gemüsesorten in der Halle auftauchen. Und wenn die Tomaten erst kommen…!

Cordelia beim Wurzelpetersilie Richten

Auf die Mischung und Gelassenheit kommt’s an:

Mittwochs fängt die Uhr dann am Vormittag leise an zu ticken: Auf dem Acker wuseln die Gärtner*innen mit einigen treuen freiwillig helfenden Händen durch die Beete und ernten das Blattgemüse und die Kräuter, die so frisch wie möglich am Nachmittag an den Verteilpunkten ankommen soll. Mit einem Traktor voll leckerem Grünzeug macht sich dann eine*r der Gärtner*innen auf den Weg quer durch Altenheim um Monika in der Verteilhalle noch mit dem ein oder anderen spontanen Überraschungs-Gemüse zu erfreuen. Dann ist es Monika, die vor einem Kräuter- und Salaträtsel steht: Verteile folgende Kräuter in gerechter Weise auf die elf Verteilstellen: Postelein, Ysop, Petersilie in kraus und glatt, Eiskraut, Hirschhornwegerich, Schnittlauch, Rucola. Da sind Routine und ein kühler Kopf gefragt, denn um 14:00 muss alles abholbereit sein. In Windeseile und mit gleichzeitiger Sorgfalt sind alle Sorten gewogen, verrechnet und verteilt und wir können uns am Mittwochabend eine grandiose Asiamischung abholen, die in den Bioläden der Umgebung ihresgleichen sucht.

Frisch geernteter Salat in der Verteilhalle

Abschließend bleibt noch meine Bewunderung zu erwähnen, über den facettenreichen Arbeitsablauf beim Anbau und in der Verteilung unseres Gemüses, in dem so viele Hände ineinander greifen und der 160 Haushalte jede Woche mit Gemüse versorgt. Mit viel Abstimmung, Sorgfalt und persönlichem Engagement.

Und meine Wertschätzung für das Gemüse – auch wenn die vorher schon hoch war – ist nochmal beachtlich gestiegen. Für die, die den Acker und die Verteilhalle noch nicht kennen: Ich kann euch nur empfehlen mal für einen Tag oder auch öfter vorbeizukommen und die vielen spannenden Arbeitsschritte einmal live mitzuerleben.

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